Die Geschichte von Deutsch-Stamora

 

- Name -

Der Name „Stamora“ soll sich angeblich aus dem slowakischen „sta-mora“ = stehende Mühle (= Wassermühle) ableiten, und kommt von seinem slowakischen Gründer Josef Malenicza de Stamora. Im Jahre 1773 verlieh die Kaiserin Maria Theresia an Malenicza Josef, Stadtrichter von Temeswar, und dessen Großneffen Peter Malenicza, einen auf die österreichischen Erblande gültigen Adelsbrief, mit dem Prädikat (= ehrendes Beiwort) „de Stamora“ (von Stamora).

Josef Malenicza de Stamora blieb ohne direkten männlichen Erben; deshalb setzte er seinen Neffen, Ritter Peter von Malenicza, als Nachfolger und Erben ein. Von diesem wurde dann der Familienstamm fortgepflanzt.

Peter Malenicza vermählte sich mit Maria Theresia Damaskin und nahm seinen Wohnsitz in der Gemeinde Stamora.

 

- Einwohner -

Die ersten Einwohner des heutigen Deutsch-Stamora waren also Slowaken.

Sie waren noch Leibeigene und betrieben keinen Ackerbau im eigenen Sinne, sondern in der Hauptsache noch Viehwirtschaft in der Form von Weidetrieb. In welchem genauen Wirtschaftsverhältnis sie zur Grundherrschaft standen, ob noch als Leibeigene oder Hörige, die den Ackerboden in Erbpacht zugewiesen bekamen und welche Fron-Dienste und Zahlungen sie leisten mussten, kann nicht genau bestimmt werden. Ein ausführlicher Gemeindeplan von Stamora mit dem dazugehörigen Hattert (Gemarkung, Hotter) vom Jahre 1779 kann als ältestes Dokument und als fester Beweis für das Bestehen der jetzigen Gemeinde gelten. Die ersten Anzeichen einer deutschen Unterwanderung in die Gemeinde Stamora finden wir im Jahr 1802.

Deutsch-Stamora ist demzufolge keine direkte deutsche Siedlung aus dem Mutterland. Die deutschen Ansiedler kamen aus den Nachbargemeinden Zichydorf, Morawitza, dann aus den Ortschaften Sackelhausen, Bogarosch, Lowrin, Grabatz sowie auch aus Mittelungarn und anderen Orten, schätzungsweise 700 an der Zahl. Wir haben es also mit einer so genannten Binnensiedlung zu tun. Die Slowaken sind nach Semlak, Butin, Klopodia und anderen umliegenden Ortschaften übersiedelt.

Es stellt sich die Frage...Haben die deutschen Kolonisten die einheimischen Slowaken aus ihrem Dorf vertrieben? Keinesfalls, denn die Deutschen kamen auf den Ruf der Grundherrschaft aus den verschiedenen Ortschaften. Geschlossene Familien siedelten sich zumeist nicht an, sondern nur die nicht erbberechtigten Zweit- und Drittsöhne waren auf der Suche nach bäuerlicher Betätigung oder Besitz hier her gekommen, denn als Erbe kam nach altem Brauch zumeist nur der erstgeborene Sohn in Betracht, die übrigen Kinder bekamen irgendeine Abfertigung, oder gingen fast leer aus.

 Ihr Drang nach Selbstständigkeit und nach einem eigenen Haushalt lässt uns ihren Feldhunger erklären, um nicht beim älteren Bruder oder anderswo den Knecht bis ans Lebensende zu machen. Als Beispiel sollen hierfür die Vorfahren von Hubert Donauer dienen. Eine Familie Donauer ist zuerst in Grabatz als Direktsiedlung anzutreffen. Ihre nicht erbberechtigten Kinder ziehen nach dem später (1785) erbauten Zichydorf. Die nächste Generation , außer dem erbberechtigten ältesten Sohn, zieht nach Stamora.

 

- Die Schule -

Die Schule wurde im Jahre 1806 errichtet. Sie wurde von einem Ort an den anderen übertragen, bis endlich nach Erbauung des Pfarrhauses die Gemeinde das neben dem Pfarrhause gestandene alte Schulgebäude ganz neu erbaute.

 

- Bevölkerung -

Von Juni 1811 an wird Stamora selbständige Pfarre, doch schon von 1806 an wurden die Register im Orte geführt. In dieser Zeit (1806) kann die Zahl der deutschen Bevölkerung auf etwa 700 Seelen geschätzt werden. In1838 ist die Bevölkerungszahl bei etwa 986 Seelen. Die Höchstzahl erreichte Stamora um das Jahr 1900 herum, etwas über 1500 Seelen. Nach der Volkszählung von 1910 hatte die Gemeinde 272 Häuser mit 1447 Einwohnern, zumeist Deutsche. Im Jahre 1935 waren etwas über 1250 Deutsche in Stamora Ansässig, bei 328 Hausnummern. Von der Jahrhundertwende (um1900) an ist ein langsamer, aber steter Rückgang der Bevölkerung zu verzeichnen.

 

- Unwetter -

Großen Schaden richteten die Überschwemmungen der Jahre 1830 und 1836 an, wobei die ganze Ernte vernichtet wurde. Der Ort von Stamora war nicht überschwemmt.

Im Jahre 1836 war in Südbanat ein Erdbeben verzeichnet worden, das auch in Stamora zu spüren war, aber nachweislich keinen Schaden anrichtete.

Die Jahre 1948/49 waren Revolutionsjahre. Inwieweit die Bevölkerung von Stamora am Aufstand 1848 aktiv teilgenommen hat, ist nicht feststellbar.

 

- Die Post -

Im Jahre 1853 wurde eine direkte Postverbindung zwischen Temeswar und Pantschowa (Serbien) errichtet; die bei Stamora vorbeifahrende Kutsche beförderte Briefe, kleine Pakete und auch Personen, bis 1858 die Eisenbahnlinie eröffnet wurde. Von großer wirtschaftlicher und verkehrstechnischer Bedeutung für Deutsch-Stamora war der Ausbau der alten Landstraße Temeswar – Werschetz im Jahre 1853-54.

 

- Die Eisenbahn -

Die bedeutendste wirtschaftliche Verwirklichung jener Zeit war aus Stamoraer Sicht der Bau der Eisenbahnlinie, im Jahre 1855. Die ganze Linie wurde im Mai 1858 fertig und am 18. Juli feierlich dem Verkehr übergeben. Die Gemeinden Deutsch-Stamora und Morawitza erhielten einen gemeinsamen Bahnhof. Er erhielt auch Verladerampen und eine Pumpstation für die Lokomotiven und war der einzige Güterbahnhof zwischen Detta und Werschetz, in welchem die umliegenden Ortschaften ihre Erzeugnisse verfrachteten oder Güter bezogen.

 

- Die Kirche -

Im Oktober 1857 wurde der Grundstein zu einer großen Kirche gelegt, deren Kosten aus dem Religionsfonde durch das Hohe Ministerium bewilligt ist.

 

- Die Mühle -

Vor Ende des 19. Jahrhunderts hatten wir in Stamora schon zwei moderne Walzmühlen. In welchem Jahr sie erbaut wurden, kann nicht mehr festgestellt werden. Sicher ist nur, dass die im Privatbesitz sich befindende erste moderne Walzmühle schon 1886 in Betrieb war, was unten angefügte Bild zeigt.

Besitzer war Josef Hammes, genannt Theiß Josef.

Die Walze wurde 1886 in der Theiß’schen Mühle aufgestellt und war dort bis 1975 in Betrieb. Erbaut wurde die Mühle auf dem Westlichen Mühlenplatz, Hausnummer 306 und 307.

 

- Der erste Weltkrieg von 1914-1918 -

Ein schlimmes Ereignis war der 1. Weltkrieg von 1914-1918. Er hatte viele Opfer gefordert. Unter denen waren auch Stamoraer als Gefallene oder als Vermisste zu verzeichnen. In Andenken an diese Helden die ihr junges Leben geopfert haben, wurde ein Kriegerdenkmal errichtet, das sich vor der Kirche befindet. Eine ausführliche Liste mit den Gefallenen und Vermissten finden Sie unter „Kriegsopfer“. Nach dem Krieg hat das Banat, auch Deutsch-Stamora, Kinder aus Deutschland und Österreich zur Erholung aufgenommen, weil dort Hungersnot herrschte.

- Der Kirchenbrand -

Im Jahre 1931 war der Kirchenbrand das wichtigesThema.

Wie fast immer im Banat, war der Sommer im Jahre 1931 sehr heiß. Aber der 7. August war ein außergewöhnlich schwüler Tag. Kein Wölkchen am Himmel, kein Lüftchen wehte und kein Blättchen regte sich. Plötzlich, so gegen 21.00 Uhr, fuhr aus buchstäblich heiterem Himmel ein greller Blitzstrahl herab, und die Erde bebte von einem gewaltigen Donnerschlag. Die Rufe „Feuer! Feuer! Die Kirche brennt“ hallten durch die Nacht. Alle eilten nun, ob groß oder klein, jung oder alt, mit Kannen und Eimern zum Kirchhofplatz. Die Feuerwehr traf ein. In den frühen Morgenstunden war das Feuer dann unter Kontrolle.

Die Restaurierungsarbeiten der Kirche wurden noch im selben Jahr angefangen. Durch Spenden oder durch Arbeitseinsatz hat jeder nach seinen Möglichkeiten dazu beigetragen, den Wiederaufbau der Kirche schnell und ohne Schulden zu ermöglichen, denn nicht irgendeine Kirche war abgebrannt, sondern unsere Kirche war zum Teil dem Feuer zu Opfer gefallen.

 

- Der zweite Weltkrieg von 1939-1944 -

Der 2. Weltkrieg von 1939-1944 war wieder ein grausames Ereignis, das viele Opfer unter unseren Landsleuten forderte. Ab 1944 bis 1956 begann die Flucht, die Verschleppung und die Deportation der Deutschen. Über die Kriegsopfer, Fluchtopfer, Deportationsopfer und Verschleppung zur Zwangsarbeit finden Sie Listen unter „Kriegsopfer“ und „Deportation“. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges kommen die ersten rumänische Familien in unsere Gemeinde. Die deutsche Minderheit in Rumänien wurde nach dem Krieg jahrelang rechtlich, politisch und wirtschaftlich diskriminiert, und wurden vom Wahlrecht ausgeschlossen.

 

- Die Ära Ceausescu -

Im Jahre 1965 wurde Nicolae Ceausescu Generalsekretär der Rumänischen Kommunistischen Partei. Umso mehr sich die Aussicht der Deutschen auf eine wirkliche Verbesserung der Lage schwand, umso größere Hoffnungen setzten sie auf die Hilfe der Bundesrepublik. Seit Ceausescu ankündigte, dass rund die hälfte aller Dörfer in Rumänien eingeebnet und ihre Bewohner ausgesiedelt werden sollen, sind die Hoffnungen der Deutschen auf ein Überdauern in Rumänien weiter gesunken. Viele der begrenzten Freiheiten, die 1968 gewährt wurden, sind wieder zurückgenommen worden. Im Dezember 1989 ging die Ära Ceausescu zu Ende nach einem Aufstand gegen das Terrorregime des Diktators. Nach dem Aufstand wurden Elena und Nicolae Ceausescu festgenommen, verurteilt und gleichzeitig hingerichtet.

 

- Fazit -

Wir ersahen, dass die Deutsch-Stamoraer sich im laufe der Jahre Ansehen erworben und es mit „schwäbischem Fleiß und Ehrlichkeit“ zu etwas gebracht haben. Die irrwitzigen Entscheidungen der kommunistischen Behörden haben das alte Bauerntum in Deutsch-Stamora – wie im ganzen Banat – zerstört und als Spätfolge das Dorf selbst. Schon bald nach der Zwangskollektivizierung ist der Arbeitseifer gesunken. Was lohnt denn noch die Arbeit? Fragte sich jeder. Immer mehr haben den Absprung gesucht und die Kinder, die das freie Bauerntum ja gar nicht mehr kennen, haben jedes Interesse daran verloren. Unser einst so schönes Deutsch-Stamora scheint keine Zukunft mehr zu haben. Fast alle der noch hier lebenden Deutschen haben ihre Pässe schon beantragt – zur Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland.

Und was wird bleiben? Der Friedhof mit den Gräbern unserer Vorfahren, die das Dorf Deutsch-Stamora schön und reich gemacht haben. Und die schöne, große Kirche und ihre Glocken. Für wen werden sie noch läuten? Wen noch zur heiligen Messe rufen? Doch mögen sie auch ferner hin noch tönen, laut und gütig, weit hinaus in die Banater Ebene und künden von einem kleinen, einst schwäbischen Dorf des Banates: Deutsch-Stamora.

 

                                                                            Der Vorstand